Da sich die Lage an den Grenzübergängen beruhigt und die Brandherde sich im Landesinnern der Ukraine befinden, setzen wir unser Engagement für Flüchtende in der Schweiz fort.
Geldbeträge können bar, mit Karte oder per TWINT gespendet werden.
Ein Erfahrungsbericht über unsere erste Reise an die polnisch-ukrainische Grenze.
Am Dienstag, 15. März 2022 begann unsere Reise Richtung Polen. In einem Sprinter, beladen mit 72 Kisten voller Lebensmittel, Verbandsmaterial, Erste-Hilfe Sets, Hygieneprodukte und Tierfutter machten wir uns auf den 1500 Kilometer langen Weg nach Lublin, im Osten Polens. Dank der grossartigen Unterstützung der Osteuropa Mission Schweiz, klappte die unsinnige Bürokratie mit dem deutschen Zoll, überraschenderweise, reibungslos und schnell, so dass wir uns schon bald auf der deutschen Autobahn befanden. Wir trafen während der Fahrt und auf Raststätten auf Panzer, Militärfahrzeuge, Auto- Konvois, welche Geflüchtete aus Krankenhäusern in Polen abholten und sie nach Deutschland brachten und auf Transporter und PKWs, die bis unters Dach mit Hilfsgütern vollgestopft waren. Diese Mischung ergab ein ungewohntes und surreales Bild.
Nach über 16 Stunden Fahrt erreichten wir Lublin. Von da an ging es direkt in das 120 km entfernte, 500-Seelen Dorf Dorohusk, welches an der Grenze zur Ukraine liegt. Als wir näherkamen und die Autos auf der Strasse weniger wurden, stieg die Nervosität. Wir konnten uns nicht ausmalen was uns da erwartete. Wie auch, für uns galt Europa, seit wir denken konnten, als Kontinent auf dem man sicher lebte.
Dementsprechend traf es uns an der Grenze mit voller Wucht. An der Strasse entlang wurden ein paar Zelte aufgestellt, bei denen sich die ankommenden Flüchtlinge mit warmen Getränken und Essen versorgen konnten. Die Neuankömmlinge, hauptsächlich Frauen und Kinder, standen dick eingepackt mit leeren, hoffnungslosen Blicken zwischen den Zelten herum. Kinder weinten, während Freiwillige der Polish Humanitarian Action und Mitglieder der polnischen Armee versuchten alles so gut wie möglich zu koordinieren und die Flüchtenden zu betreuen. Jan, von der Polish Humanitarian Action, erklärte uns, dass bis zu 5000 Menschen pro Tag nur über diesen Grenzübergang nach Polen gelangen und es leider nicht weniger werden. Wir sagten Jan, dass wir alles dalassen, was sie benötigen, doch er wollte, obwohl es an allem fehlte, nur einen Teil der Hilfsgüter nehmen und bat uns den Rest an die Grenze in Zosin zu bringen, da dort der Bedarf auch gross sei. Unterdessen gesellte sich eine Frau und ein Mann zu uns, die Frau war völlig aufgelöst und versuchte uns ihr Anliegen in ukrainischer Sprache zu erklären. Jan übersetzte uns so gut wie möglich, dass die Frau mit ihrem Mann regelmässig nach Kiew fahren um Nahrungsmittel, Verbandsmaterial und Erste-Hilfe-Sets an die Menschen dort zu verteilen. Nachdem wir ihren Bus bis unters Dach gefüllt haben, wollte sie unsere Telefonnummer, damit wir uns bei ihr melden können, wenn wir wieder mit vollem Auto da seien. Wegen der unüberwindbaren Sprachbarriere machte dies aber wenig Sinn. Wir versprachen der verzweifelten Frau spätestens in 2 Wochen wieder zu kommen und die Kisten im blauen Zelt abzuladen, damit sie diese nach Kiew fahren können.
Schliesslich machten wir uns auf den Weg nach Zosin um den Rest unserer Ladung abzugeben. Dort empfing uns dasselbe Bild. Ein paar Zelte, Essens- und Getränkestände, Feuerstellen, verzweifelte Mütter mit ihren Kindern. Es war schwer zu ertragen. Wir brachten die restlichen Lebensmittel mit einem Freiwilligen in das Lager und verteilten noch ein wenig Süssigkeiten an Kinder. Der wohl berührendste Moment war, als ein Kind meinem Begleiter als Dank sein letztes Guetzli aus der Heimat schenkte.
Der Weg ins Hotel legten wir schweigend zurück. Nach einem Essen und einem schnellen Bier fielen wir erschöpft ins Bett.
Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg in die örtlichen Supermärkte um Süssigkeiten für die Kinder und Fertigessen, welches man nur mit Wasser aufgiessen musste, zu kaufen. Das war gar nicht so einfach, da viele Produkte vergriffen waren. Wir waren überzeugt, dass dieser Tag einfacher werden würde als der vorige, da wir uns schon ein wenig an die belastende Situation gewöhnt hatten. Zuerst führen wir wieder nach Dorohusk und nach einem kurzen Schwatz ging es weiter nach Zosin. Als wir noch etwa 20 Minuten vom Grenzübergang entfernt waren, sahen wir Rauchsäulen am Horizont. Zuerst dachten wir an Gewitterwolken. Als wir näherkamen, erkannten wir aber, dass der Rauch wohl durch Raketen oder Bomben verursacht worden ist. Die Stimmung an der Grenze war völlig anders. Leute, die am Vortag noch mit uns gescherzt hatten, liefen nervös und mit besorgtem Blick umher. Johanna meinte zu uns, dass sie zuerst dachten, der Rauch käme von Bauern, die mit Feuer die Felder roden. Aber leider bewahrheitete sich die Annahme, dass der Rauch durch Einschläge entstand.
Wir machten uns zügig wieder auf den Weg ins Landesinnere, mussten aber nach 5 Minuten anhalten und aussteigen, um das gerade Gesehene zu begreifen. Wir sassen hinten auf der Ablage des Transporters, schweigend und bewegt, als plötzlich ein kleiner Hund auftauchte. Neugierig und misstrauisch zugleich beobachtete er uns und getraute sich kaum näher zu kommen. Wir gaben ihm unser letztes Sandwich, welches er sich schnappte und wieder in Richtung der Rauchsäulen davonzog.
Geschrieben von: KaiAm 6. März 2022 fand die erste Sammelaktion für Hilfe in der Ukraine in Bülach statt.
Am 6. März 2022 veranstalteten wir auf dem Rathausplatz die erste Sammelaktion. Der offizielle Start war um 11.00 Uhr, doch schon eine Stunde früher warteten Menschen bis sie ihre Sachspenden abgeben konnte. Schon nach kurzer Zeit bildete sich eine Schlange bis zur Bibliothek und wir sahen uns gezwungen um 11.15 Uhr zu sagen, dass wir keine Kleidung mehr annehmen können, weil die Masse ansonsten nicht mehr zu bewältigen war. Schnell war klar, dass der gedachte Lagerplatz in einer Garage in Neerach für die gesammelten Güter nicht reichen würde. Die Rettung kam durch Thomas Broger, welcher uns einen Platz in der Stadthalle Bülach ermöglichte. Dank zusätzlichen freiwilligen Helfern, welche beim Annehmen halfen und geeignete Transportmittel herbeizauberten, versank die Altstadt nicht im kompletten Chaos. Wir waren überwältigt von der Solidarität, welche die Bevölkerung von Bülach zeigte. Auch die Geldspenden flossen fleissig und das gespendete Bier von St. Laurentius ging für unglaubliche Preise über die improvisierte Bartheke. Es entstanden herzliche Begegnungen mit Menschen, es wurde gelacht, geweint, sich umarmt. Nach der Zeit mit Corona, indem man das Gefühl bekam, die Gesellschaft geht auseinander und jeder schaut nur noch auf sich, war es umso schöner zu sehen, wie die Menschen wieder zusammenrücken um sich gegenseitig zu helfen.
Nachdem wir alles in der Stadthalle verstaut hatten, sassen wir ungläubig in dem vollgestopften Raum und fragten uns, wie das alles zu bewältigen ist. Zum Glück liess sich keiner der Helfer davon entmutigen und so sortierten wir in der folgende Woche bis zu 12 Stunden am Tag. Die unzähligen Kleidersäcke holte ein etwas verdutzter Mitarbeiter der Tex Aid ab, welcher dachte er müsse mit seinem Transporter nur einmal fahren um alle Kleider weg zu bringen. Schliesslich wurden 3 Fahrten daraus. Die Kleider werden nun sortiert und die brauchbaren Stücke der Caritas übergeben, welche sie an Flüchtende in Ungarn, Tschechien und Polen verteilt. Die fein säuberlich gebündelten Decken, die ca. 200 Schlafsäcke, Matten, Zelte, Spielzeug und Stofftiere brachten wir am Donnerstag 10. März mit 2 Lieferwagen zur Osteuropa Mission nach Bauma. Schon am nächsten Tag käme ein LKW, welcher die Ladung nach Ungarn und von dort weiter in die Ukraine bringt. Dank den vielen Hilfsgüter von uns könne er gleich nochmals einen Lastwagen bestellen, erklärte uns Eelco de Boer, Gründer und Leiter der Mission.Am Freitag und Samstag verpackten wir die noch verbliebenen Spenden in Kartonschachteln, beschrifteten sie in englischer, polnischer und ukrainischer Sprache wogen und nummerierten sie für den Transport. Dank der Unterstützung des Transportunternehmens B + T Transport GmbH im luzernerischen Root, konnten wir preisgünstig ein geeigneter Lieferwagen mit unbegrenzter Kilometern mieten. Dieser holten wir am Dienstag 15. März, beluden ihn und machten uns auf den Weg nach Polen.
Geschrieben von: BrigitDank der grosszügigen und spendenfreudigen Bevölkerung von Bülach konnten wir dem Schweizerischen Roten Kreuz 14'200 Franken für die Soforthilfe in der Ukraine überweisen.
Unzählige Kleidungsstücke, warme Jacken, Kinderkleidung, Schuhe, Mützen und Handschuhe wurden der Tex Aid übergeben. Dort wird alles sortiert und der Caritas gegeben, welche sie dann an Flüchtende in Ungarn, Tschechien und Polen verteilen.
Decken, Matten, Schlafsäcke, Zelte, Spielzeug und Stofftiere brachten wir der Osteuropa Mission in Bauma, wo sie am nächsten Tag in einen LKW verladen und nach Ungarn gebracht und von dort aus weiter in die Ukraine geschickt wurden.
Zwei Tonnen an Lebensmittel, Hygieneprodukte, Verbandsmaterial, Erste-Hilfe-Sets, Tierfutter, Powerbanks und Taschenlampen werden von uns an die polnisch-ukrainische Grenze gefahren, wo wir sie der Polish Humanitarian Action übergeben und diese für die Weiterverteilung an der Grenze und in die Ukraine sorgt.
Für weitere Fragen melde dich direkt unter: +41 79 192 62 97 oder schreibe uns eine Email auf: hallo@handsofsolidarity.ch.